Menschen sind soziale Wesen und werden durch Lob in ihren Handlungen verstärkt und von außen motiviert. Der „Gefällt mir – Button“ auf Facebook ist eine neue Form des Ausdrucks. Auch Menschen, die hochgradig intrinsisch motiviert sind, also für ihre Arbeit eine hohe Eigenmotivation aufbringen, freuen sich über Anerkennung von anderen. Allerdings ist der Zeitpunkt des Lobes, der anerkennenden Wertschätzung, ein wichtiger Faktor als Verstärkung, der hohe Parallelen zur Arbeit mit Pferden zeigt.

Werden Pferde ausgebildet, dann funktioniert die Konditionierung am besten während der Durchführung einer Übung oder spätestens innerhalb von 2-3 Sekunden nach der gezeigten Handlung. Dadurch verknüpft das Pferd die vom Menschen gewünschte Handlung unmittelbar mit der Belohnung (durch Leckerli, verbaler Zustimmung oder angenehmen Streicheleinheiten) und ist motiviert diese Handlung wieder zu zeigen. Erfolgt die Belohnung erst einige Minuten nach einer Übung, empfindet das Pferd dies zwar sicher auch als angenehm, wird aber keine Verknüpfung mit dem verlangten Verhalten herstellen.

Während diese Erkenntnis bei guten PferdetrainerInnen selbstverständlich angewandt wird, vergessen Menschen dies in der Hektik des Arbeitsalltages häufig. Da sprechen Führungskräfte einmal im Jahr dem Team ihre pauschale Anerkennung aus (manchmal sogar als Einleitung zu einer neuen, höheren Anforderung für das kommende Jahr, was insgesamt dazu führt, dass Lob als Gegenteil wahrgenommen wird) und wundern sich über nachlassende Motivation.

Pferde zeigen ihre Reaktion unmissverständlich durch Verweigerung, was in unseren pferdegestützten Führungskräftetrainings sehr anschaulich wirkt: Am zweiten Tag eines Trainings mit LehrlingsausbildnerInnen bekommen die Teilnehmerinnen in mehreren Gruppen einen Übungsparcours, der von einer Gruppe zu drei Personen mit einem Pferd nacheinander, immer in der möglichst selben Zeit zu durchlaufen ist. Somit muss das zugewiesene Pferd den Parcours hintereinander dreimal durchlaufen. In manchen Gruppen verweigert das Pferd spätestens beim dritten Mal einzelne Übungen. In der Videoanalyse zeigt sich dann eindrucksvoll der Unterschied zwischen erfolgreichen Gruppen und jenen, wo das Pferd „zickig“ reagiert – die erfolgreichen LehrlingsausbilderInnen haben sich nach jeder Übung oder nach dem Ende des Parcours die Zeit genommen, ihr Pferd zu loben! Die anderen haben es im Stress des Zeitdrucks und der Konzentration auf die eigene Leistung vergessen und ihr Pferd hat ohne Belohnung keine Leistung erbringen wollen. Diese einfache Tatsache und die Parallele zur Arbeitswelt bringt einen hohen Erkenntniswert für die Reflexion des eigenen Ausbilderverhaltens, wie sich in der Evaluation der Maßnahmen immer wieder zeigt.

Die Erkenntnis, dass Lob zeitnah am gewünschten Verhalten zu geben ist, verstärkt nicht nur bei auszubildenden Lehrlingen, sondern auch im täglichen Miteinander am Arbeitsplatz und in der Familie, die Motivation am Tun! Nehmen Sie sich die Zeit mal genau hinzuschauen und Anerkennung oder Lob auszusprechen – und lassen Sie sich vom Ergebnis überraschen.

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